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Abschied II: letzte Spätschicht der Saison

Ja für diese letzte Spätschicht der Freibad-Saison hatte ich mich ganz bewusst eingetragen.

Schon die ganzen letzten Woche beschlich mich beim Blick aufs Freibad-Wasser immer wieder das Gefühl, dass das hier inzwischen "mein Freibad" geworden ist, welches ich doch sehr vermissen werde.

Damals als Schülerin fand ich es toll, dass die Tübinger zwar wie die Entringer auch ziemlich kaltes Wasser, aber immerhin heiße Duschen und - noch viel Besser - ein 50m Becken mit einer für Schwimmer reservierten Bahn hatten. Damals war ich noch nicht mal Triathletin, kannte keinen von denen, die hier sonst so schwimmen - vermutlich waren das damals auch noch deutlich weniger - und sprang immer in aller Herrgottsfrühe ins Wasser.

Heute sind es 3 Schwimmbahnen, ich kenne so ziemlich jeden, der hier regelmäßig die 100m unter 2 min schwimmt und meide die Gesellschaft der Tübinger Frühschwimmer so gut es geht.

Zwischen diesem Damals und Heute liegen ca. 14 Jahre in denen ich viele Kilometer auf immer den selben 50 x 7,5m im Tübinger Freibad zurück gelegt habe.

Durch diesen Sommer 2016 als Beckenaufsicht schließt sich quasi der Kreis.

Daher mein Plan:

Der Schlusspfiff der Saison 2016 wird mein Abschied (auf Zeit) von meinem Freibad. Und wenn der Chef mitspielt, ziehe ich danach noch ein paar Abschiedsbahnen ganz für mich allein.

Was soll ich sagen, David (der Chef) zog mit. Und so stehe ich, nachdem ich zuvor die Freibadsaison offiziell abgepfiffen hatte, in der Dämmerung im Badeanzug am Rande des menschenleeren Beckens. Ich liebe diesen Blick seit ich schwimmen kann - entlang der Bahn, nur ich und das Wasser. Viel zu oft hat da in letzter Zeit ein ambitioniertes Trainingsprogramm oder der der Gedanke an kommende oder vergangene Rennen diesen Blich versperrt. Jetzt ist er auf einmal wieder da, klar und unverstellt. Es geht um nichts mehr oder besser gesagt nur noch ums Wesentliche - keine Trainingsvorgaben, keine "höheren" Ziele, nur ich und dass Wasser, in meinem Freibad.

Ich springe. Normalerweise brauche ich mindestens 400m um meinen rein zu kommen, dass Wasser zu spüren. Jetzt fühlt es sich vom ersten Meter an wie Schwimmen. Kraul - schließlich bin ich mittlerweile mit jeder Faser Triathletin - effizent und kraftvoll. Auf genau diesen Moment habe ich mich gefreut als ich mir die Schlussschicht gekrallt habe. In meiner Vorstellung hatte ich allerdings erwartet, dass mit jetzt 1000 Gedanken und Erinnerung durch den Kopf gehen würden, doch nichts. Ich bin zu 100% im Hier und jetzt - im Halbdunkel geht meine Wahrnehmung nicht viel weiter als 1m vor mir und trotzdem bin ich vollkommen klar im Kopf. Ich fühle mich wohl und ruhig, schwimme Bahn um Bahn, bis ich die Wand nicht mehr sehen kann. Dann setzte ich mich im Badeanzug noch einige Momente an den Beckenrand, bis mich die kühle Septembernacht unter die Dusche schickt.

Das alles mache ich vollkommen ruhig und klar. Tränen kommen mir erst als ich mich frisch geduscht und im warmen Pulli bei David für diese Abschiedsbahnen und die vergangene Saison (und die Saisons davor) bedanke und ihm den Freibadschlüssel zurück gebe.

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