Green Bay - Day 1-4
Fri, Oct 30th:
Nach einem überlangen Tag im Flugmodus sind wir im Hotel J angekommen - ca. 17Uhr Ortszeit. Irgendwie müde und platt, komplett steif und neben der Spur.
Es tut einfach nur gut mit Joe jetzt erst mal ne Runde zu rennen. Die ersten Meter sind weird ,die Farben viel zu grell, ein seltsam warmer Herbstwind, für den Organismus ist es jetzt 1 Uhr Nachts und Flugzeugessen ist eher eine Art Notversorgung...
Aber mit steigendem Puls fühle ich immer lebendiger und komme Meter für Meter in Green Bay, Wisconsin an.
Sun, Oct 2nd
Die Nacht ist für mich um ca. 4 Uhr vorbei. Ich kann nicht mehr schlafen - gefühlt ist es ja schließlich auch schon ca. 10:00.
Als endlich die Sonne aufgeht geht ich Laufen - ein herrlicher, milder Morgen. Und auch wenn die Amis gefühlt jeden Meter mit dem Auto fahren gilt auch hier: Du kannst eine Gegend nur zu Fuß oder auf dem Rad wirklich auskundschaften - also los, neue Umgebung, vertrauter Bewegungsablauf. Die Runde runter zum FoxRiver, durch den Ashwaubaumay Memorial Park und zurück hab ich mir über Google raus gesucht. Ohne größere Orientierungsschwierigkeiten finde ich alle Wege - das ist hier echt easy. Die Straßen verlaufen meist parallel und orthogonal zu einander und sind deutlich mit gekennzeichnet. Mir wird aber langsam klar, dass die Maßstäbe in denen man hier denkt einfach größer sind - runter zum Fox River sind es gut 5km... Das sah auf der Karte so kurz aus im Vergleich zum Rest der Stadt - die Green Bay citiy area ist verdammt groß...
Am Nachmittag ziehen Joe und ich los um Autohändler abzuklappern. Am Sonntag Nachmittag hat man da seine Ruhe und wird nicht gleich in ein Verkaufsgespräch verwickelt. Wir streifen über den VW-Verkaufshof rüber zum Chevy Händler - bullige Ami Schlitten, PickUps, und klobige "Kleinwagen". Na ja die Straßen hier sind ja auch breiter - in Tübinger Nonnenhaus würde aber nur der gebrauchte Beatle passen. Bei unserem nächsten Stop beim Subaru Händler werden wir uns einig, dass wir den - hab ich vergessen, ist aber auch egal, n großes Auto halt - leasen und jetzt noch nach nem kleinen Zweitwagen schauen. Und so kommt mein, nicht wirklich heimlicher, Wunsch nach einem Fiat 500 wieder auf - und erscheint plötzlich als reale Option. Wir machen kurz Halt bei Starbucks um eine Internet Verbindung zu bekommen und suchen die Adresse des Händlers in der Mane Rd. der schon seit einigen Monaten einen gebrauchten roten Fiat 500 im Angebot hat.
Und wenig später sehe ich ihn das erste Mal: ein stylisher roter Italiener - wie ich ihn mir vorgestelt hatte.
Ok, er hat ein Automatik-Getriebe, aber sonst passt alles. Wenige Meilen, von außen ein Top-Zustand, um 3000$ runter gesetzt auf ca. 10 000$ - und natürlich die Optik. Liebe auf den ersten Blick so zu sagen. Ich hab keine Lust weiter drüber nachzudenken und auch Joe mag den roten Flitzer...
Mo Oct. 3rd
...und so stehe ich am nächsten Tag beim Händler auf dem Hof und unterschreibe - nach einer kurzen Probefahrt und einem Blick unter die Motorhaube - den Kaufvertrag.
Big √ #1
So langsam komme ich an hier.
Am früher Morgen hab ich mich bei meiner Laufrunde noch unglaublich verfranst. Es war ein nebeliger Morgen und ich wollte eine etwas längerer Runde drehen - durch die Wohngebiete im Westen und dann einmal um den Flughafen. Als ich dann aber nach gut einer Stunde diese Straße nach Süden entlang renne, die meiner Ansicht nach entlang des Rollfeldes verlaufen sollte wird mir klar, dass ich mal wieder die Dimensionen unterschätzte habe. Und außerdem traue ich meiner Orientierung nicht wirklich zu 100% - was wenn ich diese Straße jetzt einfach mal 50km nach Süden führt, ohne dass irgendetwas kommt - ein nicht ganz so unwahrscheinliches Szenario. Dann doch besser umdrehen und am Hwy172 nach Osten - so finde ich das Hotel wenigstens ganz sicher. Das war dann auch weit genug - 90min war ich unterwegs - und entlang des Hwy kann man überraschend gut auf einer geschotterten Shoulder laufen. man wird noch nicht mal angehupt...
Irgenwie hatte das sogar was. Während ich diese endlos lange Gerade entlang renne, leckt eine warme Herbstsonne die letzten Nebelschwaden weg und die letzten km bis zum Hotel lege ich bei herrlichen Temperaturen im strahlenden Sonnenschein zurück.
Der Tag hatte also schon einen ganz guten Anfang.
Doch es sollte nicht bei nur einem big √ bleiben:
Am Vormittag war ich mit Joe im Büro verabredet um eine Social Security Number - ist das selbe wie in D auch, und ohne die hast du gar nix zu wollen - zu beantragen. Da kam sein Kollege Mark auf uns zu: Er und seine Frau hätten da eine Wohnung auf der East Side zu vermieten. Wir könnten heute Abend vorbei kommen und sie anschauen falls wie Interesse hätten.
Am Samstag und Sonntag hatten wir bereits zwei Häuser besichtig. Das vom Samstag war nix. Die Lage wäre ok gewesen und die Doppelgarage toll, aber die Bausubstanz mies und die eingebauten Geräte, vorsichtig ausgedrückt, wartungsbedrüftig. Außderm hatte uns die Maklerin bei der Gruppenbesichtigung durch die Blume mitgeteilt, dass sie mit der Vermietung nicht würde bis November warten wollen. Das schied also aus.
Die Duplex Hälfte von Sonntag war schon besser. Nicht ganz so runter gekommen und in einer ganz netten Nachbarschaft in Laufdistanz zu Joe's Arbeitsplatz. Die Garage allerdings nur single und der Garten klein, lieblos und hässlich. Aber hey, es würde passen. Wir sagten also mehr oder weniger zu das Ding zu nehmen, wollten aber trotzdem noch den Termin am Dienstag im Loftviertel von De Pere wahrnehmen - just in case...
Nun also das Angebot vom Kollegen. Mehr aus Höflichkeit sagten wir zu. Nach meinem Deal mit dem Auto hätte die Ausbeute für diesen Tag auch vollkommen gereicht als Joe und so waren wir also eher skeptisch als wir am späten Nachmittag in die Heather Rd fuhren. Das Neighborhood sah aber schon mal gut aus. Parkähnlich, sanft hügelig und in ziemlicher Nähe zur Eastside-Mal mit FestivalFood, AppleBees und ALDI ;-). Das Haus war dann die positiv Überraschung schlechthin. Eine Außenmauer aus echtem Backstein, ein, für hiesige Verhältnisse schöner Garten mit Terrasse (ok, es ist der Blick auf den Mega-Garten der Nachbarn, der das Ganze so schön macht) und vor allem eine Inneneinrichtung in Top-Zustand mit neuer Heizung. Lange Rede kurzer Sinn: Wir sagten zu !
Und einen Tag später unterschrieben wir den Mietvertrag.
Big √ #2